"Ihr versucht schon seit fast zwanzig Jahren die Göttin des Lichts zu stürzen. Wieso glaubt ihr, dass es ausgerechnet jetzt klappen sollte?" Iason stand vor dem Podest, auf dem der Thron seines Vaters stand. Seine Mutter stand direkt neben dem onyx-farbenen Stuhl und hatte die Hand sanft auf die Schulter ihres Gemahls gelegt. Sie war es, die die Frage ihres Sohnes beantwortet. "Ganz einfach, Iason. Du bist unser Sohn und wurdest dein Leben lang unterrichtet. Außerdem verfügst du über die Schattengabe deines Vaters. Es wird ein leichtes sein nach Sahinan zu gelangen." Die Antwort genügte dem jungen Mann nicht und er trat einen Schritt näher. "Aber euer Plan ist ..." Er stockte und suchte nach den richtigen Worten. Sein Vater musterte ihn mit hochgezogenen Brauen. "Unser Plan ist was?", fragte er ruhig. Iason rang nach Worten. "Ich kann nicht gehen, weil mich dort jeder kennt. Und dein Vater hat sein eigenes Land zu regieren", warf seine Mutter ein. "Du musst einfach für eine Weile das schwarz ablegen und hellere Kleidung anlegen. In Sahinan wird dich keiner erkennen. Niemand weiß, dass du existierst. Iason, bitte." Er blickte zu Boden. Schien, als hätte er keine andere Wahl. Aber er verabscheute das Licht. Ganz egal, ob seine Mutter dem einst angehörte oder nicht. Er kam sowieso viel mehr nach seinem Vater. "Iason?" Die Stimme des Gottes riss ihn aus seinen Gedanken und er sah auf. "Wirst du es versuchen oder nicht?" Jetzt stellte Taron ihn vor die Entscheidung. Er sah kurz zu seiner Mutter, dann wieder zu seinem Vater. "In Ordnung. Ich werde es versuchen und mein Bestes geben. Aber ich hoffe für euch, dass ich nicht ewig im verdammten Land bleiben muss." In seiner Stimme schwang ein Hauch von Wut. Er drehte sich um und verließ mit großen Schritten den Saal. Hinter ihm fiel die schwere schwarze Flügeltür ins Schloss. Als er den Gang entlang ging stürzte sich ein kleines Mädchen auf ihn und klammerte sich an sein Bein. "Was wollten Mama und Papa denn von dir, Ias?", fragte die Kleine mit ihrer kindlichen Stimme. Im Gegensatz zu Iason hatte seine Schwester das goldblonde Haare und die grauen Augen ihrer Mutter geerbt. Lächelnd nahm er sie auf den Arm. "Ich werde verreisen, Lia. Für eine Weile. Mama und Papa haben mich gebeten, etwas ganz Wichtiges für sie zu erledigen. Verstehst du das?" Thalia nickte eifrig. "Wirst du lange fort sein?", fragte sie dann und ein Hauch Traurigkeit schwang in ihrer Kinderstimme mit. Iason lächelte. "Du wirst gar nicht merken, dass ich weg bin. Versprochen." Er setzte sie wieder ab. "Und jetzt geh wieder spielen." Er sah seiner Schwester noch kurz nach, als sie den Gang entlang lief. Ihre blonden Haare wehten spielerisch hinter ihr her und wieder einmal wunderte er sich, dass sie in ihrem bodenlangen Kleid überhaupt rennen konnte. Seine Mutter hatte er nie rennen sehen. Aber sie war ja auch keine junge Prinzessin mehr, auch wenn sie noch so aussah. Früher hatte Iason sich oft gewundert, weshalb er immer älter wurde und seine Eltern sich äußerlich nie veränderten. Vor ein paar Jahren, als er ungefähr so alt gewesen war wie seine Schwester jetzt, hatte sein Vater ihm den besonderen Umstand erklärt. Dass sein Vater als Gott unsterblich und ewiglebend war, hatte der Junge damals recht schnell verstanden. Alles andere war einfach. Sein Vater liebte seine Mutter und wollte sie nicht an die Zeit und den Tod verlieren, daher ihre Unsterblichkeit. Ob es wohl schön war, immer im Körper eines jungen Erwachsenen zu stecken? Iason hatte seinen Vater damals gebeten, auch ihn unsterblich zu machen. Aber Taron hatte ihm eingeredet, dass Unsterblichkeit nicht alles im Leben war. Er hatte seinem Sohn etwas so kostbares verweigert. Mit der Begründung, er müsse sein Leben leben. Nun war er äußerlich so alt wie seine eigene Mutter, die in Wirklichkeit schon doppelt so alt war wie er. Wie alt sein Vater war, wollte er lieber erst gar nicht wissen. Je länger er darüber nachdachte und sich die Vergangenheit in den Kopf rief, desto verwirrender wurde es. Ein frustriertes Schnauben durchschnitt die Stille. Dann Schritte und Iason machte sich auf den Weg zu seinem Gemach. Er trat ein und die Tür fiel krachend ins Schloss. Was sollte er überhaupt mitnehmen? Seine eigene Kleidung kam eigentlich kaum in Frage. Er besaß nur schwarz. So wie es für ihn als Prinz von Athyrion üblich war. Wo bekam man in diesem Land unauffällig helle Kleidung her? Der Prinz ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen und starrte an die Decke des Betthimmels. Alles dunkel und schwarz. In seinem Zimmer. In anderen Zimmern. Im gesamten Schloss. Für Reisekleidung musste er wohl oder übel ins Dorf reiten. Iason erhob sich und zog sich einen dunklen Mantel über. Die Kapuze zog er tief ins Gesicht. Dann verschmolz er mit den Schatten und verließ sein Zimmer in Richtung der Ställe. Vor der Box seines Hengstes blieb er kurz stehen. Dann ging er weiter. Nicht einmal Artax konnte er nach Sahinan mitnehmen. Der pechschwarze Hengst würde nur unnötiges Aufsehen erregen. Er ging weiter bis er an die Box eines braunen Wallaches kam. Dunkel, aber unauffällig. Er winkte einen Stallburschen heran. "Sattel mir dieses Pferd", wies er ihn schroff an. Der Prinz war noch nie für seine überaus freundliche und gütige Art bekannt gewesen. In Windeseile war das Tier gesattelt und aus der Box auf den Hof geführt. Iason nahm dem Stallburschen die Zügel aus der Hand und stieg in den Sattel. Ein kurzes Schnalzen und der Wallach schritt los. Als sie den Schlosshof verlassen hatten, trieb der junge Mann ihn im Galopp in Richtung Dorf. Der junge Wallach war bei Weitem nicht so schnell und ausdauernd wie Artax und Iason musste ihn bald zügeln und langsamer weiterreiten. Man konnte es dem Pferd nicht übel nehmen. Es war eben nicht von solch edler Abstammung wie der Hengst, den der Prinz sonst ritt. Generell konnte es kein Pferd der Welt, egal welcher Abstammung, mit Tarons Schattenpferden aufnehmen. Gerüchten zufolge hatte der Gott der Dunkelheit einen Hengst und eine Stute aus den Schatten geschaffen und diese beiden waren der Ursprung aller Schattenpferde. Auch wenn es davon nicht sehr viele gab. In ganz Athyrion nur vier. Alle anderen waren Hybriden aus Schattenpferden und gewöhnlichen Pferden. Aber auch ein solcher Hybrid wäre unvorteilhaft für Iasons Vorhaben. Völlig mit seinen Gedanken beschäftigt achtete er kaum auf den Weg. Erst als der Wallach schnaubend stehenblieb, weil ein Fußsoldat ihm den Weg versperrte, holte ihn das auf den Pferderücken zurück.

"Verzeiht, wenn ich Eure Reise unterbreche. Doch im Namen des Königs verlange ich zu erfahren, wer dieses Dorf betreten möchte." Iason biss die Zähne zusammen. Ihm war klar, dass der Mann ihn nicht erkannte, schließlich hatte den Mantel tief ins Gesicht gezogen. Er hielt den Kopf gesenkt. "Im Namen des Königs verlange ich, dass du beiseitetrittst, Soldat", sagte er möglichst ruhig und doch mit herrischem Unterton. Argwöhnisch sah der Fußsoldat ihn an. "Tut mir leid, Sir. Ich kann Euch nicht ohne Namen und Grund passieren lassen..." Weiter kam der Mann nicht. Iason hob den Kopf und funkelte ihn an. Für eine Sekunde flackerten seine dunklen Augen rötlich auf. "Ich war niemals hier", zischte er und der Soldat wich beiseite. Er verneigte sich. "Verzeiht mir, Prinz." Ohne ihn weiter zu beachten, trieb der junge Mann den Wallach weiter und durchs Stadttor. Dort stieg er ab und führte ihn über den Marktplatz. Von allen Seitensahen ihn die Dorfbewohner an. Sie konnten ja nichts dafür. Iason drückte einem Jungen die Zügel des Pferdes in die Hand. "Wenn ihm nichts passiert bis ich wiederkomme, bekommst du zwei Goldstücke", sagte er. Zwei Goldstücke für ein paar Minuten Pferd hüten war viel, aber er wusste, dass dieses Dorf zu den Reicheren in Athyrion gehörte und die Leute, auch wenn sie arm aussahen, höhere Ansprüche stellten als andere. Iason ging zielstrebig auf einen Tuchhändler zu und verlangte helle Stoffe. Der Händler sah ihn verdutzt an. "Helle Stoffe, Sir?" Iason schnaubte. "Ja, helle Stoffe. Kleidungsstücke, die nicht schwarz der dunkel sind. Ist das so schwer zu verstehen?", fragte er mit einem Anflug von Zorn in der Stimme. Dieses Dorf mochte zwar wohlhabend sein, aber die Bewohner waren trotzdem dumm und naiv wie in jedem anderen Dorf des Landes. Der Händler schüttelte rasch den Kopf und beugte sich über eins der Truhen, die vor ihm auf dem Boden standen. Er wühlte kurz darin rum und brachte ein schlichtes beiges Hemd aus grobem Stoff und eine etwas dunklere Stoffhose zum Vorschein. "Ist das, was Ihr sucht, Sir?", fragte er und reichte Iason die Stoffe. Er nahm das Hemd. Das würde reichen. In solchen Hosen konnte man doch nicht reiten, außerdem konnte er sicher auch normale Hosen in Sahinan tragen, ohne aufzufallen. Er gab dem Tuchhändler einen Sack mit Golfmünzen und ließ sich die Ware zu seinem Pferd bringen. Er band das Bündel am Sattel fest und drückte dem Jungen, der das Pferd gehalten hatte, zwei Goldmünzen in die Hand. Freudig sprang der Junge davon. Iason sah noch, wie er die Münzen ganz stolz einer Frau zeigte, dann waren beide in der Menge verschwunden. Er führte den Fuchs über den Dorfplatz hinaus aus der Stadt. Vor dem Tor stieg er wieder auf und ritt an dem Fußsoldaten vorbei, der sich erneut verneigte. "Beehrt und bald wieder, Prinz." Iason erwiderte nichts und tat, als hätte er den Mann nicht gehört. So schnell würde er nicht mehr hierher kommen. Die Pläne seiner Eltern führten ihn nach Sahinan und nicht in ein wohlhabendes Dorf Athyrions. Im Gegensatz zum vorigen Weg hatte er es nun nicht sonderlich eilig. Er ließ den Wallach in gemächlichem Tempo voranschreiten und sah abwesend durch die Gegend. Erst als er den Wald erreicht hatte, nahm er die Zügel fester auf und konzentrierte sich wieder auf den Weg. Er mochte die Wälder Athyrions. Hier war es dunkel und still. In Sahinan, dem Reich des Lichts, war alles viel zu hell. Es schüttelte ihn bei der Vorstellung daran und er verzog missmutig das Gesicht. Der Weg zum Schloss war schneller vorbei als er ihn in Erinnerung gehabt hatte. Vor dem Schlosstor hielt er kurz an, ehe er hindurch ritt. Athyrions Tore waren grundsätzlich immer offen. Kein Unbefugter hatte je den Eintritt gewagt. Die Menschen hatten zu viel Angst vor dem Zorn seines Vaters. Wortlos stieg er ab und löste das Bündel Kleidung vom Sattel. Sofort eilte ein Knappe herbei, um ihm das Pferd abzunehmen. Er ging auf direktem Weg in sein Zimmer und warf das Bündel auf eine der dunklen Truhen, die an der Wand standen. Dann trat er ans Fenster und sah hinaus. Irgendwo in dieser Richtung lag Sahinan. Das Land, das er verabscheute. Das Land, in das er reisen musste. Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Als er sich umdrehte, öffnete sich langsam und zögernd die Tür und Thalias Kopf erschien. "Wo warst du?", fragte sie, ohne einzutreten. Iason fiel auf, dass seine kleine Schwester sein Zimmer bisher noch nie ganz betreten hatte. Sie schaute immer nur durch einen Spalt in der Tür. Er ging zu ihr und trat mit ihr nach draußen auf den Gang. "Ich war ausreiten, Prinzessin", erklärte er. So nannte er sie oft. Die Kleine lächelte leicht. "Ohne mich?" Trotz des Lächelns klang sie ein wenig enttäuscht. "Aber ich wollte auch ausreiten. Mama und Papa erlauben es doch nur, wenn du mitkommst." Iason wuschelte ihr durch die blonden Haare. "Wir reiten aus so oft wie du willst, wenn ich wieder da bin. Versprochen." Er hob sie auf seinen Arm. "Wenn du möchtest gehe ich mit dir in den Stall zu Aranja", schlug er seiner Schwester vor. Thalia nickte eifrig und ihre grauen Augen leuchteten freudig. "Oh ja!" Sie schlang ihre Arme um seine Schultern und drückte ihn fest an sich. Ihr kindlicher Übermut entlockte dem Prinzen des Nordens ein leichtes Lächeln. Er war ein Einzelgänger, ja, und vielleicht auch nicht unbedingt die angenehmste Gesellschaft mit seiner aufbrausenden Art, aber seine kleine Schwester liebte er über alles. Auch wenn die beiden grundverschieden waren. Er machte sich mit Thalia auf den Weg zum abgelegenen Teil des Stalles, den sie nicht alleine betreten durfte, da es das Reich der Schattenpferde war. Aus dem dunklen Stall war das Schnauben und Stampfen von Aerya zu hören. Er ließ Thalia runter und schüttelte leicht den Kopf. Die Stute hatte seiner Mutter zwar einst das Leben gerettet, aber sie hatte es in all diesen Jahren noch nicht geschafft, sie zu zähmen. Sogar seine Schwester hatte Aranja schon zahm wie ein Lämmchen gemacht. Aber laut seinem Vater lag es am Charakter des Zähmers. Denn Schattenpferde wurden nicht geboren, sondern erschaffen. Jedes Schattenpferd war vom selben Charakter wie das Mitglied der Königsfamilie für das es geschaffen worden war. Artax war stürmisch und manchmal ein wenig aggressiv wie Iason selbst, Aranja hingegen besaß alle Grundeigenschaften eines Schattenpferds, aber sie war jung, verspielt und eigentlich genau wie Thalia.

Der Hengst seines Vaters war ein prachtvolles Tier. Kein Wunder, schließlich war Taron ein Gott. Doch so schön der Hengst auch war, er war ebenso unberechenbar. Keiner außer dem König selbst durfte in seine Nähe ansonsten lief man Gefahr, dass der Hengst ihm den Schädel spaltete. Und Aerya war ohnehin ein Kapitel für sich. Iason mochte die pechschwarze bildhübsche Stute nicht sonderlich. Momentan war sie das einzige ungezähmte existierende Schattenpferd. Nur die Anwesenheit des schwarzen Hengstes hielt sie einigermaßen im Zaum. Thalias Hand griff nach seiner und Iason sah zu ihr. Als die Schritte der beiden auf dem steinernen Stallboden ertönten reckten Artax und Aranja ihnen die Köpfe entgegen. "Immer schön langsam, keine hastigen Bewegungen und halt dich von Artax fern", warnte Iason seine kleine Schwester, die ihn nur vorwurfsvoll ansah. "Das sagst du jedes Mal", maulte sie leise und ging auf die junge Stute zu. "Ja, weil ich nicht will, dass dir etwas passiert, Lia", erklärte er gelassen und streckte Artax langsam die Hand entgegen. Der Hengst trat auf ihn zu und blies seinen warmen Atem in Iasons Handfläche. Der Prinz lächelte und Artax stupste ihn mit seinem weichen Pferdemaul an. Langsam strich seine Hand über das schwarz glänzende Fell des Tieres. Im Stall war es fast still bis auf die üblichen Geräusche, die Aerya immer von sich gab, und Lias leise Stimme, wenn sie mit ihrer Stute sprach. Aranja schnaubte leise und legte sich schließlich nieder. Es war recht ungewöhnlich für Schattenpferde, sich hinzulegen, aber Aranja machte das mittlerweile so oft, dass Iason es schon normal fand. Thalia kniete sich neben die junge Stute und streichelte sie. Er konnte gar nicht verstehen, wieso seine Eltern Bedenken hatten und sie nicht alleine in den Stall gehen lassen wollten. Die Kleine hatte sowieso nur Augen für Aranja und kam den anderen Pferden nie zu nahe. Er bezweifelte, dass die kleine Stute der Prinzessin je etwas antun könnte, dafür war sie viel zu sanftmütig. Es bestand jedoch kein Zweifel, dass sie später mal ein ausgezeichnetes und temperamentvolles Reittier abgeben würde. Schließlich war seine Schwester noch ein Kind und würde sich noch verändern, wenn sie weiter heranwuchs. Iason bedauerte jetzt schon, dass er sich dem Willen seiner Eltern gebeugt hatte, um nach Sahinan zu reisen. Seine Züge verhärteten sich und der Hengst wurde unruhig. Es würde nicht leicht für alle Beteiligten sein, wenn er Artax allein hier zurückließ, aber ihm blieb keine andere Wahl. Ruckartig traten Pferd und Reiter je einen Schritt zurück und Iason sah zu seiner Schwester. "Thalia, wir gehen", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete und seine kleine Schwester leicht zusammen zucken ließ. Man sah ihr an, dass sie ganz und gar nicht einverstanden war, aber sie verabschiedete sich leise von Aranja und stand auf. Zusammen verließen die Geschwister den Stall und Iason brachte die Prinzessin zurück in ihr Gemach. "Ich verabschiede mich jetzt, Lia", sagte er und sah ihr ernst in die Augen. "Ich reite morgen früh bei Tagesanbruch los." Die grauen Augen des Mädchens glitzerten und sie umarmte ihren Bruder fest. "Aber du musst widerkommen", sagte sie trotzig. Iason nickte mit einem leichten Lächeln und zog sich dann zurück. Er hatte nicht vor, bis zum nächsten Morgen zu warten. In seinem Gemach packte er das Nötigste zusammen. Draußen dämmerte es bereits. Ein guter Zeitpunkt, um die Grenze im Wald zu überschreiten, war die tiefste Nacht. Die Grenze im Wald wurde von beiden Seiten streng bewacht, aber dank guter Spione wusste Iason, wann und wo er sie am geschicktesten überqueren konnte. Er nahm seine Sachen und ging zum Thronsaal. Die Tür öffnete sich, als er auf sie zuschritt. Sein Vater saß noch immer auf seinem Thron als hätte er seinen Sohn bereits erwartet. Von seiner Mutter war nichts zu sehen. Vermutlich brachte sie Thalia zu Bett und ging dann in den Stall zu Aerya. Der Prinz trat heran und verneigte sich kurz vor dem König. "Ich sehe, du willst aufbrechen, mein Sohn." Tarons Stimme klang voll und emotionslos durch den Raum. Iason nickte nur. "Ja, Vater. Bei Nacht ist die Grenze am leichtesten zu passieren und wenn ich jetzt los reite, bin ich gegen Mitternacht dort. Ich werde Artax in deiner Obhut zurück lassen und mir ein anderes Pferd nehmen", erklärte er sein Vorhaben. Er hatte sich bereits heute Mittag für den Fuchswallach entschieden, der ihn auch ins Dorf und zurück gebracht hatte. "Nikan ist eine gute Wahl", stimmte Taron zu. Iason fragte gar nicht erst, woher sein Vater das wusste. Der Gott der Dunkelheit wusste vieles. Seine Schatten waren überall und es war so gut wie unmöglich, in den Mauern des Schlosses etwas vor ihm zu verbergen. "Ich bin nicht hier, um über das geeignete Reisetier zu sprechen, Vater. Alles was ich erbitte, ist dein Segen für den Weg bis zur Grenze." Danach konnte Taron ohnehin nichts mehr tun und der Prinz war auf sich alleine gestellt. Der König sah seinen Sohn streng an. "Dein Ton gefällt mir nicht, Iason. Aber ich will dir meinen Segen nicht verwehren. Du sollst ihn bekommen." Er hob die Hände. "Mögen die Schatten über dich wachen, mein Sohn." Er nahm die Hände wieder runter und sah den Prinzen an. "Deine Mutter wird enttäuscht sein, dass du dich nicht verabschiedet hast, aber das weißt du." Iason nickte. Dann kehrte er seinem Vater ohne ein weiteres Wort den Rücken und verließ den Saal. Hinter ihm fiel krachend die schwarze Tür ins Schloss. Im Stall wartete bereits der gesattelte Fuchswallach auf den Prinzen und Iason nahm dem Stallburschen wortlos die Zügel ab. Im Hof stieg er auf und drückte seine Fersen in die Seiten des Pferdes. Der Wallach lief los. Iason achtete jedoch darauf, ihn nicht gleich so zu treiben, schließlich war er kein Schattenpferd und bei Weitem nicht so ausdauernd. Der junge Prinz sah sich kein einziges Mal nach dem Schloss hinter sich um. Es tat ihm nicht einmal leid, dass er sich nicht von seiner Mutter verabschiedet hatte. Die beiden hatten nie das gute Verhältnis zueinander gehabt, das sie sich wünscht, aber auch das war Iason egal. Sie hatte ihn zwar zur Welt gebracht und aufgezogen, aber er sah ihr ja noch nicht einmal ähnlich, noch dazu kam sie aus Sahinan und war keine Athyrione. Wie hatte sein Vater sie nur je zur Frau nehmen können? Jedes Mal hatte er auf diese Frage nur dieselbe Antwort erhalten. Irgendwann wirst du es verstehen. Iason hörte diesen Satz deutlich in seinem Kopf. Er wollte es gar nicht verstehen. Wozu auch heiraten und sich für sein Leben lang an ein und dieselbe Frau binden, wenn man auch anders leben konnte? Natürlich, es gab auch Traditionen und Gesetzte. Aber sollte er je König des Nordens werden, würden die alle abgeschafft werden. Zumindest die, die Frauen und Männer betrafen. Er schnaubte leise bei dem Gedanken daran und versuchte, sich wieder auf den Weg zu konzentrieren. In der Ferne erkannte er einen Reiter. Er zügelte seinen Fuchs und wurde langsamer. Als der Reiter nah genug war, erkannte er seinen Spion. Vor ihm stoppte Deran sein Pferd und verbeugte sich notdürftig. "Was bringst du für Neuigkeiten?", wollte Iason wissen.

Deran zögerte kurz und klopfte seinem Pferd lobend den Hals. "Wenn der Mond zur tiefsten Stunde am Höchsten steht, kann man die Grenze zwei Meilen östlich des westlichen Waldrandes gut überqueren." Er sprach so seltsam wie jedes Mal, wenn er Iason Informationen lieferte. Aber ausnahmsweise störte das den Prinzen nicht. "Noch etwas?", fragte er. Sein Spion nickte. "Scheint als hätte die Königin des Südens an Sahinans nördlicher Grenze die Wachposten verdoppelt. Es wird unmöglich sein, sie vollkommen ungesehen zu überschreiten, da ihr nicht über die Fähigkeit des Schattenwandelns verfügt so wie Euer verehrter Vater. Dennoch ist es an der Euch von mir genannten Stelle nur ein Wachmann. Schaltet ihn nur außer Gefecht und keiner wird je von Euch erfahren." Deran neigte erneut den Kopf und nahm die Zügel wieder richtig auf. "Eine gute Reise und Erfolg, mein Prinz." Mit diesen Worten lenkte er sein Pferd an dem Fuchswallach vorbei und preschte weiter in Richtung Schloss. Iason trieb seinen Wallach wieder voran. Bei dem Tempo würde er den Wald an der Grenze in den Abendstunden erreicht haben. Als das ohnehin schon schwache Licht der athyrionischen Sonne langsam aber sicher verblasste und die dunklen Schatten länger wurden, konnte Iason in nicht allzu weiter Entfernung der Grenzwald ausmachen. Es würde noch eine Weile dauern bis der Mond zu tiefster Stunde am höchsten Stand und er verringerte das Tempo seines Pferdes. Sie hatten noch einen weiten Weg und der Prinz wollte ungern auf halber Strecke das Pferd wechseln. Wieso sollte er auch? Er kam mit dem Wallach schließlich gut klar. Im Schritttempo ritt er in den Wald hinein. Es war, als hätte jemand das ohnehin schon nicht so helle Licht nun endgültig gelöscht. Die Dunkelheit des Waldes brachte zwar große Vorteile, barg aber mindestens ebenso viele Nachteile. Die Border war allerdings sowieso wieder hell erleuchtet. Er würde sich einfach aus der Dunkelheit zu Fuß an die sahinanische Wache anschleichen und sie außer Gefecht setzen. Dann konnte er mit dem Wallach die Grenze überqueren. Aber noch hatte er Zeit. Iason ließ sich aus dem Sattel gleiten und griff in die Zügel seines Pferdes. Er war froh über seine genetische Veranlagung, auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch gut zu sehen. Als wäre er schon tausendmal in diesem Wald gewesen suchte er sich seinen Weg durch Bäume und Gebüsch. Stets darum bemüht, so leise wie möglich zu sein. Er wollte kein Aufsehen erregen noch bevor er in Sahinan war. Dort würde er auch ohne Vorgeschichte schon genug auffallen. Der Wald war nicht so breit wie er immer gedacht hatte und schon bald nahm er zwischen den dunklen Bäumen den hellen Schimmer der Border wahr. Jetzt schlug er den Weg nach Westen ein. Wie bei allen Schattengeistern Athyrions sollte er wissen, wann er sich zwei Meilen östlich des Westturms befand? Ein Funken Wut auf den Spion seines Vaters loderte in ihm auf. Wieso musste dieser Mann immer in Rätseln sprechen. Er hätte sich auch einen anderen Orientierungspunkt aussuchen können. Der Wallach schnaubte leise und Iason zupfte kurz energisch an den Zügeln. Das Tier senkte den Kopf. Es schien nicht sehr erfreut über die Finsternis im Grenzwald. Dennoch konnte der junge Mann darauf jetzt keine Rücksicht nehmen und setzte seinen Weg durch das Unterholz langsam fort. Der Wallach folgte ihm, wenn auch unwillig.

Wenig später wurde der Wald von dem immer heller werdenden Lichtschein der Border erleuchtet. Iason blieb stehen. Es dauerte noch einen Moment. Noch hatte der Mond nicht den höchsten Punkt erreicht. Als Prinz des Schattenlandes lag es in seinen Genen, dass er sich genaustens mit dem Mond auskannte. Ungeduldig lehnte er sich an einen Baum und ließ die Zügel des Fuchses ein wenig lockerer. In Athyrions Prinzen machten sich ungeahnte Gefühle breit. War das Vorfreude? Nie hätte er gedacht, dass er bei seiner Reise in das andere Land tatsächlich eine Art Freude empfinden würde. Aber jetzt wo er hier zwischen den Bäumen stand, die Augen auf das Leuchten gerichtet, stellte er ein wenig verärgert fest, dasser sich getäuscht haben musste. Iason drängte das Gefühl zurück. Zum Teufel nochmal, er hasste dieses Land. Es war bestimmt nur die Freude auf den baldigen Sieg Athyrions. Nichts weiter. Er wandte seinen Blick von der Border ab und starrte zwischen die dunklen Bäume. Eine Weile stand er reglos da und lauschte dem leisen Atem des Pferdes. Dann hob der Prinz den Kopf. Es war soweit, der Mond stand im Zenit. Langsam und noch immer möglichst leise schlich er näher an die Grenze. Ein Wachmann ließ sich im Lichtschein erkennen. Iason fluchte lautlos. Hatte Deran nicht gesagt, er würde bei Mitternacht die Border passieren können? Oder befand er sich nicht am richtigen Punkt? Es war mühsig, darüber nachzudenken, denn er hatte ohnehin keine Lust, noch länger zu warten. Je eher er in Sahinan war, desto schneller konnte er den Auftrag ausführen und heimkehren. Er strich kurz über das weiche Pferdemaul des Wallachs. Dann scheuchte er das Pferd mit einem Klaps voraus. Irritiert sah der Wachmann sich um und folgte dem aufgewühlten Pferd mit seinen verwirrten Blicken. Iason nutzte den Moment der Verwirrung zum Angriff und rammte dem Mann das Heft seines Schwerts in den Rücken. Der Mann keuchte auf und sank zu Boden. Tot war er nicht, aber der Prinz war ihn erst einmal los. Den Blick auf den Sahinanen gerichtet, erkannte er zu spät, dass sich zwei weitere Männer mit erhobenen Waffen nährten. Sie griffen an. Blitzschnell fuhr Iason herum und blockte das Schwert des ersten mit seiner Klinge ab, noch im selben Moment trat er dem Mann kräftig in den Bauch, der daraufhin zurückstolperte. Zwei gegen einen. Eigentlich ein unfairer Kampf, aber Iason war sich seines Sieges sicher, er war nicht umsonst der athyrionische Prinz, wenn auch nicht unsterblich, aber trotzdem stark. Nun griff er den zweiten Mann an, doch als hätte dieser die Richtung seines Angriffs erahnt kam sein Schwert aus der anderen Richtung auf ihn zu. Er musste einen Schritt nach hinten ausweichen, um nicht getroffen zu werden. So langsam aber sicher wurde dem Prinzen klar, dass er diesen Kampf nicht einfach so gewinnen konnte. Die Männer waren nicht zufällig für die Grenze ausgewählt, sie waren gute Kämpfer. Eines Prinzen würdig, doch gegen zwei zugleich konnte auch er sich nicht behaupten. Die Entscheidung kam spontan und ohne dass er groß darüber nachdachte. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit war Iason nun hinter dem zweiten Wachmann undsetzte auch diesen außer Gefecht. Er hatte beschlossen, sie nicht zu töten. Nicht weil er Mitleid hatte, aber gute Soldaten und Kämpfer konnte man immer brauchen und sollte Sahinan wirklich fallen, würden sie vielleicht die Seiten wechseln. Der Einsatz von Magie hatte ihn Kraft gekostet, mehr als ihm lieb war. Gerade noch konnte er sein Schwert hochreißen und den erneuten Angriff parieren. Doch der Wachmann bewegte sich schnell und ehe Iason sich versah schnitt die scharfe Klinge des hellen Schwerts durch das Fleisch seines rechten Armes. Der Schmerz zuckte bis in die Schulter, doch er dachte nicht daran, das Schwert loszulassen oder gar aufzugeben. Das verboten ihm Stolz und Ehrgeiz. Von Wut getrieben ignorierte er die Erschöpfung, die der Gebrauch der Magie in ihm hinterlassen hatte, und kämpfte erbittert weiter bis nun auch der letzte Sahinane bewusstlos am Boden lag. Iason atmete schwer und sein Arm brannte. Er nahm das Schwert in die linke Hand und trat noch einmal zwischen die dunklen Bäume des Schattenlandes, um sein schwarzes Schwert zu verstauen. Er würde es vermissen, aber die beiden silbernen Messer mussten ihm in Sahinan genügen. Er ging zu dem Wallach, der bereits auf der anderen Seite der Grenze wartete und schwang sich müde in den Sattel. Weit würde er nicht mehr kommen. Es war an der Zeit einen sicheren Platz für die Nacht zu suchen. Es widerte ihn an bei der Vorstellung, sich in irgendeine dreckige stinkende Höhle zu kriechen statt in seinem Bett im Schloss zu schlafen.

Grelles Licht riss den athyrionischen Prinzen aus dem traumlosen Schlaf und er schlug die Augen auf. Leise grummelnd schattete er mit der Hand die Augen ab. Viel zu hell. Jemand sollte das verdammte Licht abschalten. Er blinzelte und richtete sich auf. Wo bei allen Schattengeistern.... Sahinan... Wie hatte er das nur vergessen können? Eilig stand er von dem weichen moosigen Boden auf, der ihm in den vergangenen paar Stunden als Nachtlager gedient hatte. Widerlich. Einfach nur widerlich. Er klopfte sich Gras und Moos von seiner Kleidung. Der fuchsfarbene Wallach hob den Kopf und schnaubte leise. Iason sah ihn an. "Was?", fauchte er. "Ich finde das widerlich. Mag ja sein, dass es dir hier gefällt, aber ich finde es grauenhaft." Er packte die Zügel des Fuchses und schwang sich in den Sattel. Jetzt redete er schon mit seinem Pferd. Schien als hätten ihn schon die wenigen bisher in Sahinan verbrachten Stunden verzweifeln lassen. Am liebsten wäre er ja umgekehrt, aber das würde sein Vater nicht zulassen. Was seine Mutter dann von ihm dachte, war dem jungen Mann egal, es kümmerte ihn nicht. Er trieb sein Pferd an und ritt in gemächlichem Tempo das letzte Stück aus dem Wald hinaus. Nun hatte er den Grenzwald verlassen. Im Gegensatz zu Athyrion bestand Sahinan hauptsächlich aus Feldern und es gab nur wenige helle Wälder. Man würde ihn sofort erkennen oder zumindest bemerken, sollte er sich einem Dorf nur nähren. In diesem Moment war er froh, dass seine Mutter ihr Heimatland so gut kannte, dass sie dem Zeichner eine genaue Beschreibung hatte liefern können. Ob Sahinan auch so detailierte Karten von Athyrion besaß war niemandem bekannt. Nicht einmal Deran wusste es. Iason lenkte sein Pferd auf einen flachen Hügel in der Hoffnung, einen besseren Überblick zu bekommen. Warum gab es in diesem verfluchten Land keine richtigen Berge? Er konnte vom Hügel aus genau so viel sehen wie von unten. Iason stieß einen leisen Fluch aus. Eine Weile ließ er den Wallach auf dem kleinen Hügel verharren, als er einen Reiter bemerkte. Der Reiter schien ihn ebenfalls bemerkt zu haben, denn er änderte die Richtung und lenkte sein Pferd zum Hügel. Der Prinz trieb Nikan hinunter ins Tal, ohne in Eile zu wirken. Der Reiter kam immer näher bis er sein Pferd schließluch vor Nikan zum Stehen brachte. Das Pferd war dunkelbraun und auf seinem Rücken lag bloß eine einfache alte Decke. Der Reiter entpuppte sich als Bauernjunge. Vielleicht vierzehn Jahre alt. Genau konnte Iason das nicht sagen. "Hallo", grüßte der Junge und legte den Kopf leicht schief. "Hallo." Iason musterte den Jungen ein wenig misstrauisch. "Ich hab dich hier noch nicht gesehen. Kommst du nicht von hier?", fragte der Kleine. Es klang eher wie eine Feststellung als wie eine Frage. Dennoch schüttelte Iason den Kopf. "Nein, ich komme nicht von hier", sagte er wahrheitsgemäß. "Ich komme aus dem..." ...Norden wollte er schon sagen. Aber er war auf seinem Weg vom Grenzwald noch an keinem Dorf vorbeigekommen, demnach lag das nördlichste Dorf weiter im Süden. "Ich komme aus dem Westen", sagte er stattdessen. Nur eine halbe Lüge, schließlich kam er aus der Richtung des Westturms. "Und wie heißt du?" Der Junge stellte für Iasons Geschmack viel zu viele Fragen, aber sein Auftrag beinhaltete, nicht aufzufallen. Also sollte er besser nicht all zu abweisend wirken. "Mein Name ist Iason", stellte er sich dann vor. "Wo wohnst du?" Schon wieder eine Frage. Er antwortete nicht gleich. "Du hast gesagt, du kommst aus dem Westen." Iason hatte keine Ahnung welche Dörfer im Westen des Landes lagen. Die Karte in seinem Kopf schien wie weggeblasen. "Ich wohne nirgends. Nikan und ich sind immer auf Reisen. Unser Heim ist dort, wo wir sind." Innerlich schüttelte es Iason bei seiner eigenen Wortwahl. Das klang dämlich und verträumt. Als wäre er einer jener Wandersleute, die singend und fröhlich und in den Tag hinein lebend durch die Gegend zogen. "Nikan..." Der Junge schien sich den Namen auf der Zunge zergehen zu lassen. "Ist das dein Pferd?" Iason nickte und griff unbewusst stärker in die Zügel seines Fuchses. Im Blick des Jungen lag etwas Lauerndes. "Ein schönes Tier. Tauscht du mit mir?" Die Frage kam völlig überraschend. Er betrachtete das Pferd des Bauernjungen. Dreck klebte in Mähne und Schweif und es wirkte abgemagert unter der großen alten Decke. "Nein", abtwortete er. "Ich werde Nikan nicht eintauschen. Er ist mir ein treuer Gefährte." Erst als er die Worte aus seinem Mund hörte, wusste er, dass sie auch wahr waren. Jedes andere Pferd wäre an der Grenze einfach davon gelaufen, der Wallach hatte gewartet. "Mein Karo wird dich ebenso gut tragen. Er ist sehr geduldig." Iason schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, das ist mein letztes Wort und nun zieh wieder deiner Wege." Mit diesen Worten lenkte er seinen Fuchs herum und ritt im Schritt von dannen. Einen Moment war es still, dann hörte er sich entfernende Hufschläge. Dennoch war Iason sicher, dass er den Jungen nicht zum letzten Mal gesehen hatte.