wir fangen an

Ako
Ich ging mit Barat langsam durch den Wald. Er musste bewegt werden, durfte aber nicht sehr belastet werden. Sein verletztes Bein heilte langsam. Ich war unterwegs zu meiner geheimen Lieblingslichtung. Sie lag tief im Wald und gut versteckt. Eigentlich sollte ich mich in diesem Gebiet nicht aufhalten, denn es war das Niemandsland um das sich unser Stamm mit einem anderen stritt. Vater meinte es sei gefährlich hier alleine herumzuwandern. Denn unseren beiden Stämmen war jedes Mittel recht, diesen Teil des Waldes zu bekommen, bzw zu verteidigen. Mehrmals schon, hatten unsere Leute die anderen zusammengeschlagen oder vertrieben, doch genauso oft waren welche von uns mehr oder weniger schwer verletzt zurückgekommen. Ich ging trotzdem oft hierher, aber ich war immer vorsichtig. Bis jetzt hatte mich noch nie jemand entdeckt, weder unsere noch die anderen. Ich liebte diese wunderschöne, große, sehr versteckte Lichtung und zog mich oft dorthin zurück. Heute hatte ich das erste mal ein Pferd dabei. Damit war ich auffälliger und musste noch vorsichtiger sein. Als ich die Lichtung erreichte, brachte ich Barat zu dem kleinen See/ großen Teich, den es dort gab und lies ihn trinken. Dann sagte ich ihm er solle hierbleiben und ging wieder um unsere Fußspuren zu verwischen. Anschließend kehrte ich zu ihm zurück und machte es mir im weichen Gras gemütlich

Ako
Wie immer hielt ich es nicht lange aus. Ich setzte mich auf und zog die Knie an, die Arme legte ich darum und begann zu schaukeln. Eigentlich durfte ich noch gar nicht hier sein. Die Semesterferien gingen erst in 3 Wochen los, aber ich war mal wieder abgehauen. Ich hatte es nicht mehr ausgehalten. Meine Mutter war sicher froh mich los zu sein. Für mich war das Leben in der Stadt eine Qual und ich hatte nicht nur keine Freunde, halt einen hatte ich, sondern wurde oft gehänselt oder gemobbt, wegen meiner ständigen Unruhe. Ich hasste die Häuserschluchten und ich hasste es von den Pferden getrennt zu sein. Ich schlief und wohnte viel lieber in dem von Pferden gezogenen Wohnwagen meines Vaters, als in der Luxuswohnung meiner Mutter. Ich wusste, dass mein Apa, wie ich meinen Vater nannte, mich sicher relativ schnell zu meiner Mutter zurück schicken würde. Aber vielleicht konnte ich ein paar Tage herausschinden.

Ako
Ich stand auf und ging zu dem kleinen See. Dort tauchte ich ein Stofftaschentuch in das Wasser und ging zu Barat hinüber, der friedlich graste. Ich legte es um die Fessel seines linken Vorderbeins. Er hatte die Fesselträgerkrankheit und eigentlich hätte es täglich gekühlt werden müssen und er vorsichtig bewegt werden. Doch Barat lies sich von niemand anderem als mir anfassen. Er war ein Hengst, fast wild aufgewachsen. In einer der ungarischen Pferdeherden, die fast das ganze Jahr über über die Puszta wandern, nur von Csikós, den ungarischen Pferdehirten bewacht. Wir hatten uns kennengelernt als mein Stamm durch Ungarn zog. Immer wieder packte den Stamm die Wanderlust und wir zogen ein paar Wochen oder Monate umher. Aber immer kehrten wir in diesen Wald zurück und eigentlich immer waren mindestens 2 oder 3 Familien hier. Denn wandern tat nur wer gerade Lust dazu hatte.

Ako
Plötzlich hob Barat seinen Kopf und nur Sekunden später ertönte Hundegebell. Ich holte meinen Bogen aus seinem Versteck und nahm einen Pfeil in die Hand. Falls welche vom anderen Stamm kamen wollte ich vorbereitet sein, aber nicht zu angriffslustig wirken. Aber eigentlich glaubte ich nicht wirklich daran, dass jemand diese versteckte Lichtung fand.
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Wir müssen noch besprechen wie die Lichtung genau aussieht und so...

Ako
Jetzt war es wieder ruhig und ich fühlte mich sicherer, aber ich blieb weiter wachsam. Jetzt holte ich mein Blasrohr aus dem Versteck und begann auf die einfache Zielscheibe zu schießen, die ich mir gebaut hatte. Das war ein ganz guter Zeitvertreib und gleichzeitig lernte ich noch andere Waffen besser benutzen. Eine Steinschleuder hatte ich auch noch mit der ich übte. Es war wirklich unwahrscheinlich, dass jemand diese Lichtung fand, es gab ja nur den einen Zugang, der recht gut hinter großen Büschen versteckt war und dann auch noch an einer Felswand zu enden schien. Dabei machte er nur einen scharfen Knick um den Fels herum und dahinter war ein kleiner Wasserfall an dem man ganz dicht vorbei musste damit man auf die Lichtung kam.

Ako
Barat schnaubte warnend und ich griff zu meinem Bogen und sah wachsam zum Eingang in diese Lichtung. Erstaunt sah ich einen großen Hund und ein Schlammonster, das mich mit einer Mädchenstimme ansprach auftauchen. Ich spannte meinen Bogen ebenfalls und richtete ihn auf sie. "Das gleiche könnte ich dich fragen. Ich war zuerst hier, also wer bist du. Und wie der Name schon sagt, dieses Land gehört niemand, ich habe also das selbe Recht hier zu sein, wie du" antwortete ich. Ihre Fragen beantwortete ich ganz bewusst noch nicht. Barat wurde unruhig, legte die Ohren an und bleckte warnend die Zähne.

Ako
Das war ja eine Unverschämtheit. Sie drohte mir einfach. Jetzt dachte ich erst recht nicht daran ihre Fragen zu beantworten. Barat konnte sehr gefährlich werden und den Hund verletzen sogar töten. Allerdings konnte er auch verletzt werden, aber die Wahrscheinlichkeit war doch gering. "Du glaubst wohl ich lasse mich erpressen. Da hast du dich geirrt. Aber da wir so nicht weiterkommen, schlage ich vor wir hören auf uns zu bedrohen und unterhalten uns wie zivilisierte Menschen. Jeder beantwortet die Fragen des anderen okay?" ich senkte meinen Bogen, entspannte ihn jedoch noch nicht. "übrigens Barat ist das Kämpfen gewöhnt, er wird mit deinem Hund fertig" fügte ich noch hinzu. Barat hob drohend einen Huf, schnappte in die Luft und legte die Ohren noch mehr an.

Ako
Ich hatte keine Angst vor ihr oder ihren Leuten, aber ich wollte nicht, dass diese Lichtung so viele kannten. Sie war mein Rückzugsort, mein Versteck und ich liebte sie einfach. Ich wollte sie nicht verlieren. "Halt warte, niemand kennt die Lichtung. Naja bis auf dich jetzt. Wenn du mir versprichst, dass du sie niemandem sonst zeigst, beantworte ich dir deine Fragen. Außerdem finde ich es wenig zivilisiert Unbewaffnete Jugendliche zusammenzuschlagen und das noch in doppelter übermacht, wie es deine Kemano erst vorgestern gemacht haben." fügte ich leiser hinzu. Ganz klein beigeben wollte ich nicht, aber sie weiter reizen auch nicht, dazu hatte ich zuviel Angst um meine Lichtung, das war der einzige Ort an dem mich niemand fand und ich einigermaßen zur Ruhe kommen konnte.

Ako
Stinksauer sah ich ihr nach, aber ich war froh, dass sie vorerst mit hoher Wahrscheinlichkeit die Lichtung nicht verriet. Ob ich das noch besser absichern konnte. Ich hatte eine Idee. Schnell ging ich zu Barat und sagte ihm ,dass er hier warten sollte. Dann nahm ich meine Köcher auf und folgte ihr in den Wald. Ihr Hund verscheuchte das Wild, wenn es ihn roch und ich kannte mich in der Umgebung der Lichtung hervorragend aus und wusste genau wo welches Wild um diese Zeit am liebsten graste oder ruhte. Schnell aber so gut wie unhörbar schlich ich mich an ein Rudel Hirsche von dem ich wusste, dass es mich aus dieser Richtung nicht riechen konnte. Es dauerte nur kurze Zeit bis ich ein großes Reh erlegt hatte. Ich wuchtete es auf meine Schultern und ging so schnell ich konnte zum Eingang der Lichtung zurück. Von dort aus folgte ich ihrer gut sichtbaren Spur, bis ich sie vor mir zwischen den Bäumen sah. Inzwischen keuchte ich ziemlich und ich ging absichtlich nicht mehr leise, sondern trat auf Zweige und schlurfte mit den Füßen damit sie mich hörte.

Ako
Ausgerechnet jetzt kam meine Schüchternheit wieder durch. Ich wurde rot und bekam zuerst kein Wort heraus. Deshalb nahm ich das Reh von den Schultern und legte es auf den Waldboden vor sie hin. Ihren Bogen ignorierte ich einfach. "Für dich" brachte ich schließlich doch leise hervor, drehte mich um und ging. Ich sah nicht zurück und sagte auch nichts mehr. Jetzt ging ich wieder so leichtfüßig und leise wie ich es sonst tat und hinterließ kaum Spuren.

Ako
Vielleicht hielt sie jetzt dicht und verriet die Lichtung nicht. Ich hoffte es. Mit ein wenig Glück vergaß sie, sie sogar und ich konnte mich weiter ungestört dort aufhalten. Ich brauchte diese Lichtung, sie war der einzige Ort an dem ich zur Ruhe kam und mich entspannen konnte. Nicht einmal im Lager bei meinem Vater konnte ich das. Am schlimmsten war es jedoch in der Stadt für mich. Bei dem Gedanken wurde mir fast schlecht. Ganz bestimmt schickte mein Vater mich noch einmal zu meiner Mutter zurück bevor ich in den Ferien hoffentlich zu ihm durfte. Bei Mutter wusste man nie so genau.

Ako
Dieses Mädchen ging mir nicht aus dem Kopf. Sie war schmutzig gewesen und hatte gestunken. Und doch hatte sie etwas an sich gehabt, das ich nicht vergessen konnte. Sie war irgendwie anders als jeder andere den ich kannte. Ob das daran lag, dass sie Kemano war? Aber das konnte auch nicht wirklich sein, denn ich kannte ja auch andere Kemano. Sie waren unhöflich und besitzergreifend. Naja das war sie ja auch gewesen und doch....