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Thema von Kate.Swan im Forum Kate.Swan's Geschichten.
When you're gone
"Ethan!" Ethan. Meine Stimme hallte durch den leeren Gang. Die kalten, kahlen Wände warfen mein Echo zurück. Dann war alles still. Kein Laut war zu hören. Nur der ungleichmäßige und heftige Atem eines verlassenen Mädchens. Mein Atem. Er antwortete nicht. Ich spürte ein Brennen im Hals und Tränen traten mir in die Augen. Schnell wischte ich sie mit dem Finger beiseite. Ich brauchte eine klare Sicht, wenn ich ihn finden wollte. Ich konnte mir jetzt keine Tränen leisten. Zum Weinen hatte ich später noch Zeit. Später, wenn ich ihn gefunden hatte. Oder auch nicht. Ich schob diesen Gedanken fort und ging weiter. Ich musste optimistisch bleiben, sonst war ohnehin alles umsonst. Meine Schritte klangen laut auf dem harten glatten Boden des Ganges. Jede Bemühung leise zu sein war vergebens. Man konnte hier unten nicht besonders viel sehen und meine Hände glitten links und rechts über die kalten Wände in der Hoffnung, eine Tür oder Biegung zu ertasten, hinter der ich Ethan finden würde. Doch da war nichts. Nur glatter dunkler Stein. Erneut blieb ich stehen, um zu lauschen. Stille. Ich bildete mir ein, seine Stimme zu hören, seine Hände zu spüren, wie er mir sanft durch die Haare strich und "Vertrau mir" geflüstert hatte. Ich hatte ihm vertraut und nun war er weg. Unfreiwillig, das wusste ich. Aber ich hatte ihm geglaubt, als er mir versprochen hatte, wieder zu kommen. Er hatte sein Versprechen nicht gehalten. Hatte mich allein gelassen. Meine Hand wanderte unbewusst an mein Gesicht und strich eine Strähne meines langen blonden Haars zurück. Ich schluckte. "Ethan." Meine Stimme war nur noch ein kaum hörbares Flüstern in der dunklen Stille des Ganges. Der Verzweiflung nahe ließ ich mich an der Wand zu Boden gleiten und legte den Kopf auf die angezogenen Knie. Ein leises Schluchzen drang aus meiner Kehle. Selbst wenn ich ihn nicht finden sollte, würde ich hier jemals wieder raus finden? Ich sah den Gang zurück, den ich gekommen war. Ich bezweifelte es. Wie oft war ich abgebogen? In welche Richtung? Ich wusste es nicht mehr. Die Tränen ließen sich nicht mehr zurück halten und eine nasse dünne Spur zog sich über meine Wange. Hinterließ eine sichtbare Spur auf der staubigen Haut. Ich musste furchtbar aussehen. Aber das war mir egal. Mir war alles egal. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf nach hinten an die Wand. Ich reagierte nicht, als sich eine Hand sanft auf meine Schulter legte. Durch die geschlossenen Augen nahm ich den herumschwenkenden Lichtkegel wahr, aber ich öffnete die Augen nicht. Ich war müde. Wollte einfach nur schlafen. Jemand hob mich hoch. Es war Ethan, das konnte ich spüren. "Vertrau mir", flüsterte er leise neben meinem Ohr. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ich legte meine Arme um seine Schultern und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Diese Worte hatte ich schon einmal aus seinem Mund gehört. Ich hörte meinen ruhigen, langsamen leisen Atem und seine Schritte auf dem harten glatten Boden. Dann war alles still.
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Paul
Gelächter dringt durch die dichten Büsche zu ihm. Als wäre ihnen gar nicht aufgefallen, dass er weg ist. Er, der Junge in ausgewaschenen Jeans und altem grauen T-Shirt. Sie wissen es, aber sie suchen ihn nicht. Sie freuen sich. Jetzt sind sie den Klotz am Bein los. Jetzt ist der Angsthase nicht mehr da. Jetzt können sie endlich ihren Spaß haben. Ohne ihn. Sie haben aufgehört, an ihn zu denken, als er vorhin nicht zum Essen gekommen ist. Ein paar Mal werden sie seinen Namen noch erwähnen. Paul. Dann wird aus Paul 'er' werden und schließlich werden sie ihn gar nicht mehr erwähnen. Das Gelächter entfernt sich. Endlich. Es klingt ihm immer noch deutlich in den Ohren. Leise schleicht er zu den Zelten. Er will nicht vergessen werden. Er will endlich, dass er in Erinnerung bleibt, dass man seinen Namen kennt. Die Leute sollen sagen "Weißt du noch damals, der Paul...." Ja, die Leute sollen seinen Namen kennen. So wie sie auch Anjas Namen kennen. Anja, die Freundin von Chris. Anja, das schönste Mädchen der Welt, zumindest für Paul. Ein bisschen tut ihm Anja leid. Aber sie ist immer bei den anderen. Hat sie ihn schon jemals bemerkt? Er holt die halb abgebrannte Kerze und die Streichhölzer aus seiner Tasche. Mit Kieselsteinen, die er am Fluss gesammelt hat, legt er Buchstaben vor die Zelte. Ein Wort. Dann stellt er die brennende Kerze in das Zelt von Anja und Chris. Anja tut ihm leid. Leise zieht er sich ins Gebüsch zurück. Vom See ertönt leises Gelächter, dass sich fast im Wind verliert. Sie werden ihn nicht finden. Er ist fort. Für immer. Der Kerzenschein flackert durch die dünne Zeltwand. Als die Jugendlichen vom See zurückkehren, steht der kleine Zeltplatz bereits halb in Flammen. Anja schlägt sich entsetzt die Hand vor den Mund und packt ihren Freund am Arm. Sie flüstert. Nur ein Wort. An seinen Namen wird man sich jetzt erinnern. Paul.
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Hallöchen,
ich stell jetzt auch mal ein paar meiner Kurzgeschichtchen rein. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich (sofern ihr eine oder mehrere gelesen habt) auch immer einen kurzen Kommentar/kurze Kritik abgebt. Keine Angst, meistens beiß ich auch nicht, wenn man mir Kritik da lässt :)
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Only Girl
Aus den Lautsprechern der großen Boxen tönte 'Only Girl' von Rihanna, als Alyssa den Club betrat. Sie war hier zuvor noch nie gewesen. Aber warum nicht mal etwas Neues ausprobieren? Langsam schlängelte sie sich durch die Tanzenden bis hin zur Bar. Sie ließ sich auf einen freien Barhocker fallen und bestellte sich etwas zum Trinken. Sie drehte sich um, als sie plötzlich jemand absprach. "Du bist neu hier oder?" Alyssa blickte in das Gesicht einer hübschen jungen Frau, die sich neben sie lehnte und ebenfalls etwas bestellte. Sie hielt dem musternden Blick stand. Es war ihr nicht einmal unangenehm. Sie nickte. "Ich heiße Julina", stellte sich ihre Gegenüber vor und nippte an ihrem Martini. "Alyssa." Eine Weile breitete sich schweigen aus und noch immer erklang 'Only Girl'. Hastig sah Alyssa weg, als sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie sollte Julina nicht so anschauen. Die junge Frau hatte sicher kein Interesse. Sie war hübsch und bestimmt vergeben. Andererseits hatte Julina sie angesprochen.... Alyssa spürte eine Hand auf ihrer Schulter. "Komm, mischen wir uns auf die Tanzfläche", sagte Julina lächelnd und zog Alyssa mit. Sie hatte nicht gedacht, so schnell Anschluss zu finden, und folgte Julina. Hoffentlich bemerkte sie ihre Blicke nicht, sie schien auch alle anderen zu ignorieren. Denn Alyssa musste feststellen, dass sie nicht die die einzige war, die Julina so beobachtete. Plötzlich stand die junge Frau dicht vor ihr, warf einen kurzen Blick auf die umstehenden Männer und nahm Alyssas Hände sanft in ihre. So dicht aneinander tanzte sie weiter. Alyssa spürte, wie ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg und ihr Herz Purzelbäume schlug in ihrer Brust. Sie zwang sich Julinas Blick standzuhalten. Die junge Frau lächelte sanft. Dann war ihr Gesicht ganz nah vor dem von Alyssa und im nächsten Moment fühlte die Julinas Lippen auf ihren. Sie hielt den Atem an und erwiderte den Kuss automatisch und ohne groß darüber nachzudenken. Sie schloss die Augen und ihr Herz raste noch immer, als Julina den Kuss langsam beendete und sie mit sich aus dem Club zog. Die vielen Bewunderer hatten sich abgewandt. Das Blut rauschte in Alyssas Ohren und die Musik erklang draußen nur noch dumpf durch die Tür. "Hm?" Sie sah verwirrt auf. War das grade wirklich geschehen? "Ich hab gesagt, dass es mir leidtut, wenn ich da drinnen grade etwas überfallen hab", wiederholte Julina ihre eigenen Worte. "Aber ich..." Sie zögerte. "...Ich hasse es, wenn diese Schweine mich die ganze Zeit anschauen, da können sie ruhig die Wahrheit wissen. Es hat ja geholfen..." - "Die Wahrheit?" Nun war Alyssa noch verwirrter. "Ich steh nicht auf Männer", erklärte Julina beinahe sachlich. "Wie gesagt, es tut mir leid, wenn ich dich in Verlegenheit bringe, aber du.... Ich ...." Jetzt wurde Julina rot. Alyssa lächelte und trat dicht zu ihr. Dann legte sie ihre Lippen auf Julinas, die überrascht den Kuss erwiderte und Alyssa dann dichter zu sich zog. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sich die beiden von einander und lächelten einander an. "Möchtest du wieder in den Club zurück?", fragte Julina leise. Alyssa schüttelte den Kopf. Nie hätte sie sich das erträumt, dass sie je die Liebe finden würde. "Möchtest du noch mit zu mir kommen? Ich wohne gleich dort..." Julina deutete auf ein Haus auf der anderen Straßenseite. Sie wartete gar nicht erst auf Alyssas zustimmende Antwort, sondern ging voran. "Ich hätte das nie gedacht", murmelte sie, während sie die Wohnungstür aufschloss. "Ich hab lange nach jemandem wie dir gesucht, Alyssa... Nun hab ich dich gefunden", sie lächelte. Kaum hatte sich die Wohnungstür hinter den beiden geschlossen, küsste Alyssa sie wieder und Julina ging währenddessen langsam rückwärts ins Schlafzimmer. Bis sie das Bett in den Kniekehlen fühlte. Sie ließ sich fallen und zog Alyssa mit sich. "Sag 'Nein', wenn du nicht möchtest...", sagte sie leise. Doch Alyssa lächelte nur und beugte sich über Julina und küsste sie zur Antwort.
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Freundschaft
Zwei Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Caroline ist das Kind reicher Eltern, verwöhnt und eigenwillig. Mara stammt aus ärmeren Verhältnissen, hat drei Brüder und keine Mutter mehr. Während Caroline alles bekommt, was sie sich wünscht, muss Mara selbst Geld verdienen und sich nebenbei um ihre Brüder kümmern. Beide gehören zur selben Clique. Caroline, weil sie beliebt ist und jeder mit ihr befreundet sein will, und Mara, weil sie endlich dazugehören will. Noch vor wenigen Jahren konnten die beiden einander nicht ausstehen. Niemand käme auf die Idee, dass diese beiden Mädchen eine enge Freundschaft verbindet. Dies ist ihre Geschichte:
~Caroline~ Alles war perfekt. Mein Leben, meine Familie, einfach alles. Bis zu jenem Tag vor drei Wochen, an dem meine Eltern beschlossen haben, dass es doch toll wäre ein Waisenkind zu adoptieren. "Du hast dir doch immer ein Geschwisterchen gewünscht", waren die Worte meiner Mutter. Ja, ich gebe zu, das habe ich, aber damals war ich fünf und hatte niemanden zum spielen. Jetzt bin ich 17 und nicht sehr begeistert jeden zweiten Tag gefragt zu werden, ob ich auf Leon aufpassen kann. Im Moment sitzt Leon auf dem Sofa und schaut irgendwelche Kindersendungen, während ich am Smartphone hänge und versuche irgendjemanden aus der Clique zu erreichen. Genervt lege ich das Handy weg. War ja klar. Seit Leon zu unserer Familie gehört geht immer seltener jemand ans Telefon, wenn ich anrufe. Stöhnend sinke ich neben Leon auf das Sofa.
~Mara~ "Luis, sei still!", schreie ich meinen Bruder an. "Ich will aber auf den Spielplatz", quengelt er, während Max Ben durch die Zimmer jagt. "Ich hab dir gesagt, ich muss lernen, Luis. Max, lass Ben in Ruhe!" Luis stampft mit dem Fuß auf dem Boden und fängt an zu weinen. "Du bist so gemein", schimpft er und rennt weg. Ich stöhne genervt. Mein Dad streckt den Kopf durch die Tür. "Ich muss noch mal weg, Süße", sagte er und verschwindet. Ja, ja, lass mich ruhig allein mit den drei kleinen Monstern. Was soll's, dann schlaf ich heute Nacht eben wieder nur kurz. "Luis, Max, Ben, wir gehen auf den Spielplatz." - "Ja!", jubelnd rennt Luis auf mich zu und drückt mich. Trotz meiner schlechten Laune muss ich lächeln. Eigentlich sind sie ja ganz süß. Während ich Luis und Ben die Schuhe binde, läuft Max durch die Wohnung und holt den Ball. "Können wir jetzt gehen?", frage ich. Einstimmiges Nicken. Der Weg zum Spielplatz führt durch das Viertel der Reichen. Hier wohnt auch Caroline, der Star des Jahrgangs. Ein wenig sehnsüchtig schaue ich über die Straße auf ihr Haus. Die hat's gut. Einzelkind, reiche Eltern, ein perfektes Leben. Auf dem Spielplatz ist nicht viel los und meine drei Brüder langweilen sich schnell. "Ich muss aufs Klo, Mara." Ben zieht an meiner Hand. Ich nicke. "Okay, gehen wir heim."
~Caroline~ "Schlaf gut, Leon", sage ich leise und schleiche aus seinem Zimmer. Vorsichtig schließe ich die Tür. Um diese Zeit würde ich normalerweise ins Kino oder in den Park gehen. Vielleicht geht ja jetzt jemand ans Telefon. Ich schnappe mir mein Handy, unterdrücke die Rufnummer und rufe Claire an. "Hallo?", meldet sie sich. "Hi, Claire, ich bin‘s Caro. Habt ihr heute Abend schon was vor?" Schweigen am anderen Ende. "Wir gehen ins Kino", antwortet sie schließlich. "Cool, kann ich mitkommen?" Diesmal kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. "Nein. Wir haben schon Karten reserviert." Na toll. Danke, Leon. Danke, Mum und Dad. "Wer geht den alles mit?", frage ich, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der nichts vorhat. "Alle, bis auf Mara Saller. Die hat kein Geld für Kino." Alle außer Mara. Das wird ja immer besser. "Viel Spaß", sage ich halbherzig und lege auf. Ob ich Mara anrufen soll? Ein DVD-Abend mit ihr wäre besser als den Abend allein zu verbringen.
~Mara~ "Gute Nacht, ihr Drei", rufe ich aus dem Wohnzimmer und lehne mich auf der alten Couch zurück. Endlich Ruhe. Und Langeweile. Das Klingeln meines Handys reißt mich aus den Gedanken. Schnell nehme ich ab. "Mara Saller?" - "Hi, Mara. Hier ist Caroline. Ich wollte fragen, ob du heute Abend schon was vor hast?" Caroline? Carolin Mason ruft mich an? Kaum zu glauben. "Nein, eigentlich nicht. Ich hab grade meine Brüder ins Bett gebracht, die brauchen mich jetzt nicht mehr." - "Hast du Lust, zum DVDs schauen vorbei zu kommen?" DVD-Abend bei Caroline? "Klar, ich hätte Lust. Wer kommt denn noch?", frage ich dann. "Keiner. Nur wir beide." - "Okay, ich bin in fünf Minuten bei dir." Glücklich lege ich auf. Was könnte schöner sein, als mit dem beliebtesten Mädchen der Schule allein DVDs zu schauen? Ich schreibe meinem Vater einen Zettel und gehe los. Caroline öffnet mir die Tür. "Schön, dass du da bist." Sie lächelt sogar. "Komm doch rein." Etwas zögernd trete ich ein. "Danke für die Einladung." Wenig später sitze ich auf ihrer Couch und betrachte die vielen DVDs, die sie zwischen uns gelegt hat. Ich habe die Wahl. "Wie wärs mit Eragon", schlage ich vor, "das ist mein absoluter Lieblingsfilm."
~Caroline~ Ich sehe Mara erstaunt an. "Ehrlich? Meiner auch." Ich grinse. "Ich dachte, du stehst mehr auf romantische Liebesfilme", sagt Mara und sieht mich ebenso verwundert an wie ich zuvor sie. "Eigentlich nicht, das denken bloß alle. Ich bin totaler Fantasy-Fan was Bücher und Filme angeht", erkläre ich ihr. Ein Weinen unterbricht uns. "Ich ... bin gleich zurück", sagt ich schnell und renne in Leons Zimmer. Er steht in seinem Gitterbett und weint. Ich nehme ihn raus und drehe mich um. Mara steht in der Tür. "Seit wann hast du einen Bruder?", fragt sie. Ich gebe mich geschlagen, jetzt hab ich meinen hohen Status in der Clique verloren. Sie wird es sicher jedem erzählen. "Seit 2 Wochen. Meine Eltern haben Leon adoptiert." Ich wiege ihn in meinen Armen, aber er will nicht aufhören zu weinen. "Lass mich mal", sagt Mara und nimmt mir Leon aus dem Arm. Fasziniert beobachte ich, wie sie in im Arm wiegt und leise auf ihn einredet. Leon beruhigt sich und lacht sogar leise. Sie legt ihn ins Bett und deckt ihn zu. "Du kannst echt gut mit Kindern umgehen", lobe ich sie, als wir wieder in meinem Zimmer auf dem Sofa sitzen.
~Mara~ Ich lache leise. "Ich hab drei kleine Brüder, keine Mutter mehr und einen Vater, der nie da ist. Wenn ich das nicht könnte wäre ich schon längst verrückt." Caroline stimmt in mein Lachen ein. Die DVDs sind vergessen. Wir reden und reden. Ich muss feststellen, dass wir eigentlich total viel gemeinsam haben. Irgendwann gegen elf muss ich aber doch gehen. Caroline begleitet mich zur Tür und umarmt mich. "Danke, dass du da warst. Es war echt schön, mit dir zu reden. Wir sehen uns morgen." Ich nicke und gehe überglücklich nach Hause. Am nächsten Morgen fällt mir das Aufstehen wahnsinnig schwer. Aber nachdem ich die Jungs im Kindergarten und der Grundschule abgeliefert habe, mache ich mich mit guter Laune auf den Weg in die Schule. Caroline ist schon da, umringt von der Clique. Als sie mich sieht, winkt sie und löst sich aus der Gruppe. Claire hält sie am Arm fest. Ich kann nicht verstehen, was sie sagt, aber Caroline bleibt bei der Gruppe stehen. Ein wenig enttäuscht gehe ich.
~Caroline~ "Wieso bist du eigentlich so nett zu der?", fragt Claire und hält mich am Arm fest. "Lass los, Claire. Du bist so engstirnig. Mara ist echt nett und sie kennt mich besser, als ihr alle zusammen", fauche ich sie an. Claire funkelt mich an. "Dann such dir doch eine neue Clique", zickt sie. Ich drehe mich um und lass sie stehen. Mara ist verschwunden. Vielen Dank auch Claire. Da hat man einmal eine echte Freundin gefunden und diese Zicke macht alles kaputt. Ich finde Mara auf einer Bank hinter dem Schulgebäude. "Hey", sage ich leise und setze mich neben sie. Sie schaut mich nicht an. "Haben dich die anderen geschickt?", fragt sie giftig. Ich schüttel den Kopf. "Nein. Ich bin hier weil ich dir sagen will, dass ich die Clique verlassen hab. Na, ja, eigentlich hat Claire mich eigenhändig rausgeschmissen." Ich grinse leicht. Auch Mara lacht leise und schaut mich an. In ihren Augen glitzern Tränen. "Ehrlich?", fragt sie. "Ganz ehrlich. Ich hab gelernt, dass eine wahre Freundin reicht, um diesen Haufen von Spießern zu ersetzen." Mara wischt sich die Tränen weg. "Ich finde das echt toll. Ich hatte mein Leben lang keine richtigen Freunde. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du meine beste Freundin werden würdest", sagt sie lächelnd. Ich schaue sie an und umarme sie.
~Mara~ Ich erwidere die Umarmung. Ich hab Caroline immer für oberflächlich gehalten, aber jetzt weiß ich, wie sehr man sich in Menschen irren kann. "Komm wir müssen zum Unterricht", sagt Caroline und steht auf. "Und nach der Schule gehen wir zusammen auf den Spielplatz. Die Jungs freuen sich bestimmt, jemanden zum Spielen zu haben." Caroline lacht. "In Ordnung." Arm in Arm gehen wir zurück in die Schule.
Vielleicht war es das Schicksal, das die beiden Mädchen zusammen geführt hat. Vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon. Wichtig ist nur, dass sie eins gelernt haben: Lieber einen wahren Freund, als viele falsche Freunde.
Ich bin mit einer Freundin im Urlaub in Berlin. Wir wollen uns den dritten Hobbitfilm auf Englisch im Kino anschauen *-* Vermutlich komme ich auch hier nicht viel zum Schreiben.
Ich bin mal wieder auf einem Seminar von meinem FSJ. Diesmal hab ich vielleicht sogar ein funkrionierendes Handy, allerdings werde ich vermutlich trotzdem nicht allzu viel/oft schrwiben. Wir haben wahrscheinlich nicht viel Zeit.
Sayra Bereits vor Sonnenaufgang hatten ihre Beine sie in die Kapelle des Schlosses geführt. So prunkvoll und beeindruckend das Schlossgebäude auch war, die Kapelle war ein einfacher schlichter Raum. Schmucklos und kahl. Sayra kniete vor dem niedrigen Altar aus hellem Stein. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und ihre Hände lagen ineinander gelegt in ihrem Schoß. Ihre Lippen formten lautlose Worte. Worte, die kein Mensch hören sollte, die nur an die Schöpferin gerichtet waren. Auch wenn das Mädchen daran zweifelte, dass die Schöpferin sie hörte. In all den achtzehn Jahren hatte sich nichts in ihrem Leben geändert. Sie beendete das Gebet, ihre Bitte, und seufzte leise. Dann hob sie den Blick und starrte auf die Statue aus weißem Marmor. Eine junge Frau mit wallendem langen Haar, das sich wie ein Tuch um ihren Körper schlang. Sie erinnerte Sayra ein wenig an ihre Mutter. Auch die Göttin des Lichts hatte langes Haar und war groß und schlank. Der Körper einer Göttin. Langsam stand das Mädchen auf und sah an sich herunter. Ihr langes Haar fiel ihr in wirren dunkelbraunen Locken über die Schulter. Mochte sie auch die Figur ihrer Mutter haben, so erinnerte sie kaum an sie. Ihre Mutter, stets in seidene weiße Gewänder gehüllt, schien zu schweben, wenn sie die Gänge des Schlosses entlang schritt. Sayra hingegen trug zum Leidwesen ihrer Mutter oft nur lederne Hosen und eine lockere Leinenbluse. Anstatt sich wie eine Prinzessin zu verhalten, hatte Sayra mehr Spaß daran in jungenhafter Kleidung statt Samt und Seide durch das Land zu reiten. Sie war ihrem Vater sehr ähnlich, auch wenn sie ihn nicht kannte. Aber von ihrer Mutter konnte sie weder die Haare noch das Verhalten haben. Lediglich ihre silbergrauen Augen kennzeichneten sie als Tochter der Königin. Sie war vielleicht keine richtige Prinzessin, aber dennoch die wahre Erbin des Throns des Lichts. Sollte ihre Mutter sterben. Sayra schnaubte leise bei dem Gedanken. Ihre Mutter war eine unsterbliche Göttin. Sie konnte nicht sterben. Warum also zwang man sie, den Bastard der Königin, das alles zu lernen, wenn sie ohnehin nie den Thron besteigen würde. Nicht dass sie das wollte, Sayra wusste Besseres mit ihrer Zeit anzufangen.
"Ihr versucht schon seit fast zwanzig Jahren die Göttin des Lichts zu stürzen. Wieso glaubt ihr, dass es ausgerechnet jetzt klappen sollte?" Iason stand vor dem Podest, auf dem der Thron seines Vaters stand. Seine Mutter stand direkt neben dem onyx-farbenen Stuhl und hatte die Hand sanft auf die Schulter ihres Gemahls gelegt. Sie war es, die die Frage ihres Sohnes beantwortet. "Ganz einfach, Iason. Du bist unser Sohn und wurdest dein Leben lang unterrichtet. Außerdem verfügst du über die Schattengabe deines Vaters. Es wird ein leichtes sein nach Sahinan zu gelangen." Die Antwort genügte dem jungen Mann nicht und er trat einen Schritt näher. "Aber euer Plan ist ..." Er stockte und suchte nach den richtigen Worten. Sein Vater musterte ihn mit hochgezogenen Brauen. "Unser Plan ist was?", fragte er ruhig. Iason rang nach Worten. "Ich kann nicht gehen, weil mich dort jeder kennt. Und dein Vater hat sein eigenes Land zu regieren", warf seine Mutter ein. "Du musst einfach für eine Weile das schwarz ablegen und hellere Kleidung anlegen. In Sahinan wird dich keiner erkennen. Niemand weiß, dass du existierst. Iason, bitte." Er blickte zu Boden. Schien, als hätte er keine andere Wahl. Aber er verabscheute das Licht. Ganz egal, ob seine Mutter dem einst angehörte oder nicht. Er kam sowieso viel mehr nach seinem Vater. "Iason?" Die Stimme des Gottes riss ihn aus seinen Gedanken und er sah auf. "Wirst du es versuchen oder nicht?" Jetzt stellte Taron ihn vor die Entscheidung. Er sah kurz zu seiner Mutter, dann wieder zu seinem Vater. "In Ordnung. Ich werde es versuchen und mein Bestes geben. Aber ich hoffe für euch, dass ich nicht ewig im verdammten Land bleiben muss." In seiner Stimme schwang ein Hauch von Wut. Er drehte sich um und verließ mit großen Schritten den Saal. Hinter ihm fiel die schwere schwarze Flügeltür ins Schloss. Als er den Gang entlang ging stürzte sich ein kleines Mädchen auf ihn und klammerte sich an sein Bein. "Was wollten Mama und Papa denn von dir, Ias?", fragte die Kleine mit ihrer kindlichen Stimme. Im Gegensatz zu Iason hatte seine Schwester das goldblonde Haare und die grauen Augen ihrer Mutter geerbt. Lächelnd nahm er sie auf den Arm. "Ich werde verreisen, Lia. Für eine Weile. Mama und Papa haben mich gebeten, etwas ganz Wichtiges für sie zu erledigen. Verstehst du das?" Thalia nickte eifrig. "Wirst du lange fort sein?", fragte sie dann und ein Hauch Traurigkeit schwang in ihrer Kinderstimme mit. Iason lächelte. "Du wirst gar nicht merken, dass ich weg bin. Versprochen." Er setzte sie wieder ab. "Und jetzt geh wieder spielen." Er sah seiner Schwester noch kurz nach, als sie den Gang entlang lief. Ihre blonden Haare wehten spielerisch hinter ihr her und wieder einmal wunderte er sich, dass sie in ihrem bodenlangen Kleid überhaupt rennen konnte. Seine Mutter hatte er nie rennen sehen. Aber sie war ja auch keine junge Prinzessin mehr, auch wenn sie noch so aussah. Früher hatte Iason sich oft gewundert, weshalb er immer älter wurde und seine Eltern sich äußerlich nie veränderten. Vor ein paar Jahren, als er ungefähr so alt gewesen war wie seine Schwester jetzt, hatte sein Vater ihm den besonderen Umstand erklärt. Dass sein Vater als Gott unsterblich und ewiglebend war, hatte der Junge damals recht schnell verstanden. Alles andere war einfach. Sein Vater liebte seine Mutter und wollte sie nicht an die Zeit und den Tod verlieren, daher ihre Unsterblichkeit. Ob es wohl schön war, immer im Körper eines jungen Erwachsenen zu stecken? Iason hatte seinen Vater damals gebeten, auch ihn unsterblich zu machen. Aber Taron hatte ihm eingeredet, dass Unsterblichkeit nicht alles im Leben war. Er hatte seinem Sohn etwas so kostbares verweigert. Mit der Begründung, er müsse sein Leben leben. Nun war er äußerlich so alt wie seine eigene Mutter, die in Wirklichkeit schon doppelt so alt war wie er. Wie alt sein Vater war, wollte er lieber erst gar nicht wissen. Je länger er darüber nachdachte und sich die Vergangenheit in den Kopf rief, desto verwirrender wurde es. Ein frustriertes Schnauben durchschnitt die Stille. Dann Schritte und Iason machte sich auf den Weg zu seinem Gemach. Er trat ein und die Tür fiel krachend ins Schloss. Was sollte er überhaupt mitnehmen? Seine eigene Kleidung kam eigentlich kaum in Frage. Er besaß nur schwarz. So wie es für ihn als Prinz von Athyrion üblich war. Wo bekam man in diesem Land unauffällig helle Kleidung her? Der Prinz ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen und starrte an die Decke des Betthimmels. Alles dunkel und schwarz. In seinem Zimmer. In anderen Zimmern. Im gesamten Schloss. Für Reisekleidung musste er wohl oder übel ins Dorf reiten. Iason erhob sich und zog sich einen dunklen Mantel über. Die Kapuze zog er tief ins Gesicht. Dann verschmolz er mit den Schatten und verließ sein Zimmer in Richtung der Ställe. Vor der Box seines Hengstes blieb er kurz stehen. Dann ging er weiter. Nicht einmal Artax konnte er nach Sahinan mitnehmen. Der pechschwarze Hengst würde nur unnötiges Aufsehen erregen. Er ging weiter bis er an die Box eines braunen Wallaches kam. Dunkel, aber unauffällig. Er winkte einen Stallburschen heran. "Sattel mir dieses Pferd", wies er ihn schroff an. Der Prinz war noch nie für seine überaus freundliche und gütige Art bekannt gewesen. In Windeseile war das Tier gesattelt und aus der Box auf den Hof geführt. Iason nahm dem Stallburschen die Zügel aus der Hand und stieg in den Sattel. Ein kurzes Schnalzen und der Wallach schritt los. Als sie den Schlosshof verlassen hatten, trieb der junge Mann ihn im Galopp in Richtung Dorf. Der junge Wallach war bei Weitem nicht so schnell und ausdauernd wie Artax und Iason musste ihn bald zügeln und langsamer weiterreiten. Man konnte es dem Pferd nicht übel nehmen. Es war eben nicht von solch edler Abstammung wie der Hengst, den der Prinz sonst ritt. Generell konnte es kein Pferd der Welt, egal welcher Abstammung, mit Tarons Schattenpferden aufnehmen. Gerüchten zufolge hatte der Gott der Dunkelheit einen Hengst und eine Stute aus den Schatten geschaffen und diese beiden waren der Ursprung aller Schattenpferde. Auch wenn es davon nicht sehr viele gab. In ganz Athyrion nur vier. Alle anderen waren Hybriden aus Schattenpferden und gewöhnlichen Pferden. Aber auch ein solcher Hybrid wäre unvorteilhaft für Iasons Vorhaben. Völlig mit seinen Gedanken beschäftigt achtete er kaum auf den Weg. Erst als der Wallach schnaubend stehenblieb, weil ein Fußsoldat ihm den Weg versperrte, holte ihn das auf den Pferderücken zurück.
„Ich hatte nie die Absicht, das zu tun! Du musst mir glauben, Talisa“, flehte Joanne. Sie kniete zu Fuße des eisernen Thrones, der auf einem erhöhten Podest stand. Königin Talisa sah auf die Gefangene hinab. Ihr Blick war eisig. Dennoch schimmerte eine Träne in ihren Augenwinkeln. Nach einem kurzen unauffälligen Blinzeln war jedoch auch diese verschwunden. „Talisa, bitte! Du weißt, wie er ist. Du kennst ihn!“, schrie Joanne verzweifelt. „Genauso gut wie ich“, fügte sie mit leiser Stimme hinzu. Die Miene der Königin war immer noch unbeweglich, als sie endlich sprach. „Ja, Joanne. Ich kenne Taron. Ich kenne ihn besser als jeder andere." Sie machte eine kurze Pause. "Aber ich hätte nie gedacht, dass du so schwach bist." Sie warf Joanne einen verachtenden und verletzten Blick zu. "Wie konntest du dich auf ihn einlassen. Ihm gehorchen. Immer habe ich in dir meine starke junge Schwester gesehen ... Aber jetzt?" Die Stimme der Königin war leiser geworden. Joanne biss sich auf die Lippe und vereinzelte Tränen bahnten sich einen Weg über ihre staubigen Wangen. "Talisa, ich ..." Ihre Schwester schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. Joanne stockte, dann ignorierte es. "Nein, bitte, Schwester. Hör mir doch zu.* Ihre Stimme klang verzweifelt. Eine der Wachen versetzte ihr einen unsanften Tritt in den Rücken, sodass sie nach vorne fiel. Mit den Händen fing sie den Sturz ab und schluckte. "Rede nicht, wenn die Göttin dir das Wort verbietet", zischte er. Als er das sagte, stockte Joanne der Atem und sie hob den Kopf. Die Tränen waren für einen Moment versiegt und vergessen. "Du bist ... Du hast ..." Die Worte wollten nicht über ihre Lippen kommen. Talisa nickte langsam. "Ja. Ich bin und ich habe", sagte sie mit ruhiger Stimme. "Ich bin die Königin des Südens und die Göttin des Lichts." Joanne starrte in die kalten Augen ihrer Schwester. Unfähig etwas zu sagen. "Aber das ändert doch nichts daran", sagte sie schließlich leise und mit brüchiger Stimme. Doch sie wusste, dass das nicht stimmte. Als ihre Königin hätte Talisa ihr verzeihen können, aber als Göttin war es ihre Aufgabe, Verräter wie Joanne zu bestrafen. "Oh doch, Joanne Storm. Das ändert einiges. Das Licht hat seine gerechte Strafe für Verräter bereits seit der Ewigkeit. Du wirst deinen Namen und deine Heimat verlieren. Kehre zurück zu jenen, denen du verraten hast." Joanne erbleichte sichtlich. "Nein", hauchte sie leise und ihre Stimme drohte zu versagen. "Talisa, er wird mich umbringen!", rief sie verzweifelt. Die Königin schwieg nur. "Ich bin deine Schwester, Talisa!" Tränen rannen über Joannes Wangen und verschleierten ihr die Sicht. "Meine Schwester ist vor langer Zeit gestorben", gab Talisa leise und emotionslos zurück. Doch für einen Moment lagen Mitleid und Trauer in ihrem verletzten Blick. Dann wurden ihre Augen wieder eisig blau und kühl. "Bringt sie fort. Eskortiert sie bis zur Grenze und gebt ihr Proviant für drei Tage mit auf ihren Weg", wies sie die beiden Wachmänner an, die sich gehorsam verneigten. Die Wachen der Königin zogen Joanne unsanft auf die Füße. Sie wehrte sich, rief nach ihrer Schwester, weinte aus Verzweiflung. Doch die Königin des Südens setzte sich nur mit geradem Rücken auf den eisernen Thron und legte ihre Hände links und rechts auf die beiden Armlehnen. Unbewusst krallten sich ihre zarten Finger an dem Metall fest als fürchteten sie, es könnte verschwinden. Sie sah den dreien nach und die Stimme ihrer Schwester hallte lautlos in ihren Ohren. Als die schwere Flügeltür hinter Joanne und den Wachmännern ins Schloss fiel, sackte Talisa Storm in sich zusammen und lautlose Tränen verließen ihre blauen Augen. Im selben Moment hatte Joanne jeden Widerstand aufgegeben. Sie stand im unten im Hof des Schlosses und sah ein letztes Mal nach oben zu den Fenstern des Thronsaals in der Hoffnung, ihre Schwester am Fenster zu entdecken. Sie spürte die Blicke der Bewohner auf sich. Misstrauen. Verachtung. Mitleid. Sie erwiderte keinen, als sie ihren Blick endlich vom Fenster lösen musste, weil eine der Wachen sie vorwärts stieß. Joanne taumelte nach vorn, aber sie fing sich schnell wieder. Sie streckte den Rücken durch, hielt die Schultern gerade und ging erhobenen Hauptes durch die Menge. Weitere Tränen wollte sie nicht verlieren. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht vor all diesen ihrer Schwester loyalen Leuten. Wenigstens ihre letzte Würde und ihren Stolz wollte sie wahren. Sie war eine Tochter des Sturms. Daran hatte sich nichts geändert. Mochte sie auch noch so viele Fehler gemacht, ihren Namen und ihre Heimat verloren haben. Keiner konnte ihr ihr Blutsrecht nehmen. Eingekesselt von den Wachen verließ sie den Schlosshof. Vor dem Tor standen zwei Pferde bereit. Ein leises Schnauben entwich Joanne. Nicht einmal ein eigenes Pferd bis zur Grenze erlaubte man ihr. Als der Wachmann sie in den Sattel des Fuchses heben wollte, schlug sie seine Hand weg und stieg trotz des langen wenn auch zerrissenen Kleides elegant in den Sattel. Wenige Sekunden später saß die Wache hinter ihr und griff um sie herum nach den Zügeln des Wallachs. Wenig später hatte das Trio den Wald nahe der Grenze zur Dunkelheit erreicht. Wieder einmal wunderte es Joanne, dass der Herrschaftssitz des Lichts sich so nahe an der Grenze befand. Doch schon im nächsten Moment wurde sie von der Umgebung aus ihren Gedanken gerissen. Im Wald war es seltsam trüb. Nicht hell und fröhlich wie sonst. Eher kalt und unangenehm. Bevor auch nur irgendjemand etwas sagen oder bemerken konnte, spürte Joanne wie sie zur Seite geschleudert wurde und mit dem Wachmann hinter ihr zu Boden fiel. Sie schmeckte Staub und Blut. Anscheinend hatte sie sich auf die Lippe gebissen. Der Wachmann rappelte sich auf. Doch statt sie festzuhalten, stolperte er mehrere Schritte zurück. Sein Gesicht war kreidebleich. Nun kam auch in den zweiten Wachmann wieder Leben. Doch auch er machte keine Anstalten, zu ihr zu gehen. Ehe Joanne den Grund dafür erkennen konnte wurde sie unsanft am Handgelenk gepackt und auf die Beine gezogen. Keine Sekunde später stand sie mit dem Rücken zu ihrem Angreifer fest in dessen Griff, der ihr schmerzlich die Hand verdrehte, und spürte die scharfe Klinge eines Dolches an ihrer Kehle. Die Blicke der Wachmänner waren Angst erfüllt und die Farbe ihrer Haut erinnerte an Geister. "Geht!", zischte die Stimme. "Berichtet eurer Königin, ihre Schwester sei in guten Händen." Die Stimme klang beinahe amüsiert und triefte nur so vor Ironie. Die Männer nickten und stolperten zu den Pferden zurück, die nervös schnaubend zwischen den Bäumen standen. Joanne hatte noch nie jemanden so schnell aufs Pferd steigen sehen und auch die Pferde schienen es eilig zu haben. Die junge Frau kannte diese Stimme. Im nächsten Moment verschwand der Dolch von ihrer Kehle und erneut wurde sie zu Boden gestoßen. Sie rührte sich nicht.